Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland ist so klein, dass es schwer vorstellbar ist, dort mehrer Tage zu verbringen. Dabei reicht ein Tagesausflug auf die Insel bei weitem nicht aus, um alles kennenzulernen! Uns wurde es in den 3 Tagen nicht langweilig. Im Gegenteil, wir besuchen die Insel sicher noch einmal, dann aber bestimmt eine ganze Woche. Für Natur- und Tierliebhaber gibt es jeden Tag etwas Neues zu entdecken.
06. – 09. Juni 2023: Helgoland
Heute ist kurz nach fünf Schluss mit der Nachtruhe. Um den Berufsverkehr in Hamburg zu vermeiden, fährt unser Sohn um halb sechs los und setzt uns am Borgweg in der Nähe des Stadtparks ab. Neben der U-Bahn Station ist das “Bacery & Deli” Tipp, das auch Frühstück ab 6:00 Uhr anbietet. Wir setzten uns an einen der Tische im Verkaufsraum, bestellen Kaffee und belegte Brötchen. Die Verkäuferin ist sehr nett und freundlich, entsprechend entspannt ist die Arbeitsatmosphäre im Team. Mit einem Ohr schnappe ich auf, dass es auch Marzipan-Croissants gibt. Das passt sicher noch in den Bauch nach dem ohnehin schon üppigen Frühstück.
Die über 2 Stunden Wartezeit vergehen schnell. Wir packen unseren Koffer, die zwei Rucksäcke und steigen in die U-Bahn Richtung Landungsbrücken. Dort steht schon der “Halunder Jet” bereit für die große Fahrt nach Helgoland. Gemütlich geht es die Elbe hinunter bis Cuxhaven. Auf dem offenen Meer dreht der Katamaran richtig auf. Mit voller Fahrt düst er bis nach Helgoland.
“Sind 3 volle Tage auf Helgoland nicht etwas viel? Wird es nicht schnell langweilig werden?”, fragen wir uns, mit dem Gepäck auf dem Anleger stehend. Erst einmal muss aber der Anstieg ins Oberland mit Koffer gemeistert werden! Das wird bestimmt nicht langweilig;-) Nicht ahnend, dass es auch einen Aufzug gibt, gehen wir den Invasorenpfad nach oben bis ganz ans Ende in den Bop Stak. Hier am Rand der Oberstadt liegt die gebuchte Ferienwohnung: schön gelegen, mit der Terrasse nach hinten auf eine Wiese.
Die ca. 2 qkm großen Insel (mit Düne) gliedert sich in verschiedene, abwechslungsreiche Lanschaften, teilweise spektakulär und einzigartig. Die nächsten Tage erkunden wir intensiv Insel und Natur.
Oberland
Schon von Weitem tauchen die 50 Meter hohen, senkrechten Felsen -Helgoland- aus dem Meer auf. Das Oberland ist ein fast ebenes Plateau hoch über dem Meeresgetöse. Nur steile Wege und Treppen führen hinauf. Oben angekommen ist man fast ungeschützt der Witterung ausgesetzt. Bäume wachsen hier eher nicht, nur niedrige Büsche. Bis auf eine Ecke an der Vogelwarte, dem Fanggarten und der daneben liegenden Kleingartenkolonie. Vom Klippenweg, beliebt bei den Tagesbesuchern, an der Westküste hat man den besten Blick auf den Lummenfelsen, die lange Anna und das Felsenwatt.
Unterland
Im Südteil kommen die Fähren vom Festland und Sylt an. Hier liegen auch die bekannten Hummerbuden und der einzige Badestrand der Insel. Vom Anleger führen kleine Gassen in die Unterstadt mit vielen Geschäften und Restaurants. Weiter nach Norden, immer der Promenade entlang, kommt man erst zur Touristeninfo und dann über die Kurpromenade an das große Bad “SPA Helgoland”. Dahinter liegt das Museum und der schöne Kurpark. Durchquert man diesen, kommt man an die Dünen mit üppig blühendem Bewuchs. Im Norden der Insel, am Fuße der Felsen zur Oberstadt, ist ein großer Strand, der sich wegen der Strömung aber nicht zum Baden eignet. Der kleine Weg, der vor dem Kurpark nach oben zur Oberstadt abzweigt, führt an dem “Wasserfall” von Helgoland vorbei.
Düne
Vom Anleger fährt jede halbe Stunde ein Boot hinüber zur Düne. Dort ist der Flugplatz von Helgoland, der Campingplatz und das Dünendorf für Urlauber. Strände sind ringsum zu finden. Bekannt ist die Düne auch für die Robbenbänke. Die Tiere sind hier das ganze Jahr zu beobachten. Im Winter bringen sie ihre Jungen zur Welt.
Bunkerstollen
Die Strasse an der Touristeninformation hinein in den Ort endet am Aufzug ins Oberland. Hier ist der Eingang zum Museum Bunkerstollen. Von 1890 bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurden Bunkerstollen in den Fels von Helgoland gegraben. Über eine Länge von 14km erstrecken sich die Gänge. Sie dienten als Verteidigungsanlagen, Schutzräume, Munitionsdepots oder Unterkünfte. Dank der Stollen überlebten viele Helgoländer die massiven Bombardierungen im Krieg. Auf 200 Metern sind sie ohne Führung zugänglich. Informationstafeln vermitteln viel über Bunkerbau, Zwangsarbeit, Bombardierung, U-Boote, Zuflucht, Mitläufertum und Widerstand in der Bevölkerung, aber auch über den Wiederaufbau seit 1952.
Für Interessierte gibt es im Oberland auch längere, geführte Touren durch die Stollen.
Die Tierwelt
Der Wunsch, die Basstöpel zu sehen und den Lummenfelsen zu besuchen, war der eigentliche Anlass um nach Helgoland zu kommen. Die Tierwelt auf der Insel ist aber noch vielfältiger. Viele kleine Singvögel halten sich hier auf, es gibt die seltenen Tordalks oder Dreizehenmöwen. Auf der Düne lebt eine Möwenkolonie und natürlich die Kegelrobben, die man hautnah erleben kann.
Immer habe ich die Bilder der Basstölpel bewundert: Portraits, ganz nah aufgenommen, mit den blauen Augen! Deshalb sind wir gleich nach der Ankunft zu den Felsen gelaufen. Der Anblick von Weitem hat mich erst einmal erschreckt. Viele Vögel auf den Felsen, belagert von unzähligen Fotografen mit riesigen Teleobjektiven. Vögel und Mensch nur durch einen Zaun, vielleicht mit 2 Metern Abstand, voneinander getrennt. Die Basstölpel sind so ganz einfach zu fotografieren, das geht auch mit einem Smartphone. Die Nester mit Jungvögeln sind ganz nahe. Ab und an nerven die Menschen, und ein Basstölpel patrouilliert mit hoch gerecktem Kopf und laut schreiend am Zaun. Schwieriger, aber dafür auch sehr schön, sind die Flugaufnahmen der geschickten Flieger. Basstölpel sind riesig, sie haben eine Spannweite von bis zu 180 cm.
Die Trottellummen sind in großen Trupps auf den steilen Klippen zu sehen. Ziemlich weit weg von den Menschen und nicht so gut zu beobachten. Es ist ein Wunder wie sie, so eng an den Felsen gepresst, direkt am Angrund Eier ausbrüten können. Ganz schwierig sind sie im Flug zu beobachten. Viel kleiner, nur mit Stummelflügeln sind sie mit fast 50km/h in der Luft unterwegs.
Abseits der Trottellummen sitzen vereinzelt Vögel, die sehr ähnlich aussehen: die Tordalks– gut durch den großen Schnabel mit weißen Strichen von den Trottellummen zu unterscheiden.
Die Kegelrobben auf der Düne liegen in aller Gemütsruhe einfach so am Strand. Aber es wird empfohlen, einen Abstand von 30 Metern einzuhalten. Die Tiere sehen zwar sehr unbeholfen aus, können sich an Land aber doch sehr schnell fortbewegen. Vor lauter Begeisterung beim Fotografieren muss man darauf achten, den Sicherheitsabstand auch einzuhalten.
Unsere Tage auf Helgoland
Die anfängliche Besorgnis, es könnte auf Helgoland langweilig werden, hat sich schnell zerstreut. Das Wetter war uns wohlgesonnen: bis auf einen trüben Tag immer Sonne. Wir haben uns in vielen Ecken der Insel umgesehen, aber waren noch nicht überall. Fitness beim Treppensteigen ist unerlässlich, da man recht häufig mehrmals am Tag vom Oberland ins Unterland wechselt. Schon am ersten Tag hatten wir unser abendliches Ritual gefunden. Unten an den Hummerbuden bei den “2 Blauen Buden” Tipp bei Aperol und Hugo am Strand zu sitzen. Auch das ein oder andere Fischbrötchen haben wir dort verzehrt. Auf jeden Fall steht fest: Wir fahren noch einmal nach Helgoland, dann aber für 1 Woche.